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Bekommt Ingolstadt ein zweites Stadttheater?

Ingolstadt

Kammerspiele-Diskussion kommt erneut in Fahrt

Am Donnerstag steht Thema zum ersten Mal wieder offiziell auf der Tagesordnung im Kulturausschuss des Stadtrats

30.06.2021 | Stand 04.07.2021, 3:33 Uhr

Hier an der Schutterstraße sollen die Kammerspiele entstehen. Doch dice Zweifel am Standort wachsen. −Foto: Eberl

Ingolstadt - Noch vor einem Jahr state of war die Sachlage klar: Ingolstadt bekommt einen neuen städtebaulichen Akzent.

Zwischen der ehemaligen Donaukaserne und dem Donauufer entstehen dice Kammerspiele. Mit großer Mehrheit erteilte der Stadtrat im Juni 2020 dem Architekturbüro Blauraum den Auftrag, das neue Theater an der Schutterstraße zu bauen und eine Kostenschätzung dafür vorzulegen. Ein Jahr später nun hat sich der Current of air gedreht - die große Mehrheit schrumpft und schrumpft. Den Anfang machten im vergangenen Jahr kritische Stimmen aus der Bevölkerung in Bezirksausschüssen und auf den Leserbriefseiten des DONAUKURIER. Im Herbst häkelten die Ingolstädter Freien Wähler (FW) kleine Pullover für die Bäume, die den Kammerspielen weichen sollen, mit der Botschaft: Bitte keinen Kammerspielebau an dieser Stelle. Kurz darauf meldete auch die neu gegründete UWG Bedenken an: Mit den Stimmen renommierter Baufachleute im Gepäck äußerte auch sie Zweifel an der Eignung des Standorts.

Als nun im Frühjahr die von den FW umhäkelten Bäume ausschlugen, schlug eine finanzielle Bombe in der Kommunalpolitik ein: Das Museum für Konkrete Kunst und Design (MKKD) wird viel teurer als geplant. Davon aufgeschreckt kamen nun auch die Fraktionen von CSU und SPD ins Grübeln, bei der Ausschussgemeinschaft ÖDP/Linke gab es schon länger skeptische Stimmen. Alle drei Gruppierungen und dice UWG haben für dice heutige Sitzung des Kulturausschusses Anträge gestellt, dice darauf abzielen, den Standort nochmal zu prüfen und Alternativen zu erwägen. ÖDP/Linke schlagen etwa vor, den Turm Baur (dice Freilichtbühne des Stadttheaters) zu überdachen und als Ersatzspielstätte für die Zeit der Generalsanierung zu nutzen. Auch den Standort Klenzepark, neben dem Depot des Bayerischen Armeemuseums (für den es schon Kammerspiele-Pläne gab), müsse man sich noch mal genau anschauen, so ÖDP und Linke. Die Diskussion kommt erneut in Fahrt. Klar ist dice Sachlage schon lange nicht mehr.

KOMMENTAR PRO

 Vielleicht kommt es zum Super-Gau: Das Große Haus des Stadttheaters muss geschlossen werden – etwa weil Brandschutzauflagen nicht eingehalten werden. Denn schon lange spielt das Ingolstädter Ensemble in einem maroden Gebäude. Die Betriebsgenehmigung wird immer wieder kurzfristig verlängert. Fast noch schlimmer ist die Situation im Kleinen Haus.

Es muss etwas geschehen. Dice Sanierung des   Bauwerks von Hardt-Waltherr Hämer sollte eigentlich schon lange fertiggestellt sein. Nun leuchtet endlich Licht am Ende des Horizonts: In einem  bürgernahen Verfahren wurde eine Lösung aller Probleme entwickelt: Gegenüber dem Großen Haus sollen die Kammerspiele entstehen. Sobald sie fertiggestellt sind, kann der Hämer-Bau saniert werden. Später ersetzen die Kammerspiele dann das Kleine Haus.

Allein: Seit dem Finanzdesaster beim  Museums für Konkrete Kunst und Pattern wächst dice Kritik an den  Kammerspielen. Lässt sich dice Stadt hier auf ein finanzielles Abenteuer ein? Tatsächlich ist der Hinweis auf die Kostenexplosion bei öffentlichen Bauten – sei es bei dem Ingolstädter Museum oder dem BER – ein Totschlagargument, das jedes architektonische Kulturengagement sofort unmöglich macht. Aber kann eine Stadt auf lange Sicht aus Angst vor hohen Kosten auf öffentlichen Bauten verzichten? Wohl kaum.
Zudem ist kaum verständlich, warum sich die Diskussion allein auf Kulturbauten konzentriert. Dice Stadt baut auch ein Digitales Gründerzentrum und ein Kongresszentrum – beide Projekte sind für die Kommune weit teurer als die Kammerspiele. Den Bürgern allerdings bringen sie weniger, denn die sehen sich lieber „Faust" und „Hamlet" an als Kongresse zu besuchen.

Vor allem aber kann Ingolstadt sich die Kammerspiele leisten. Kaum eine Kommune in Deutschland verfügt über so hohe Steuereinnahmen. Die Erfahrung etwa mit der überteuerten Elbphilharmonie lehrt zudem: Wenn ein Kulturbau einmal fertiggestellt ist, sind die Bürger  in der Regel stolz darauf – und alle Querelen der Vergangenheit vergessen. Jesko Schulze-Reimpell

KOMMENTAR KONTRA

Der geplante Neubau der Kammerspiele am Donauufer gerät immer mehr in die Kritik. Zu recht? Ich meine: Ja.

Magazine sein, dass der ursprüngliche Program, die Probleme „neue Kammerspiele" und „Ersatzspielstätte während der Theatersanierung" mit einem Handstreich an der Schutterstraße zu lösen, Charme lid. Doch je länger man darüber nachdenkt, desto schneller bröckelt dieser Charme ab: Erstens ist der Standort am Donauufer keine optimale Wahl. Dice Gefahr, dass es während der Bauphase zu unvorhergesehenen Kostensteigerungen kommt, ist nie auszuschließen – am allerwenigsten aber direkt an einem Flussufer. Zweitens ist der geplante Misch-Bau –  einerseits neue Kammerspiele, andererseits Ersatzspielstätte – weder das eine noch das andere: Für Kammerspiele, die ihren Reiz aus einer intimen Theateratmosphäre ziehen, ist er viel zu wuchtig. Aus Gründen des Klimaschutzes und der Nachhaltigkeit ist das Konzept, den Saal für 400 Besucher zu bauen und dann auf 200 Besucher rückzubauen, äußerst fragwürdig. Und  das Argument, dass dieser Bau als Treffpunkt für Kreative die Innenstadt belebt, kann human nicht ernsthaft vorbringen. Wo bitteschön sorgt der Bürgertreff am Kreuztor untertags für eine Belebung des dortigen urbanen Umfelds? Als Ersatz für das Stadttheater andererseits ist das Gebäude – allein wenn man an dice Veranstaltungen im Festsaal denkt – nie und nimmer ausreichend.

Wobei wir drittens bei der Herangehensweise sind. Welcher Privatmann käme auf eine solche Idee: Wenn man feststellt, dass das eigene Haus renovierungsbedürftig ist, baut man sich erstmal ein zweites Haus, zieht dort ein und macht sich dann Gedanken um die Renovierung. Daher: Kein Neubau ohne Programme für die Theatersanierung. Alles andere wäre fahrlässig. Denn die Kosten, die dieses Projekt verschlingt, sind noch völlig unkalkulierbar. Womit wir viertens bei Geld wären: Ja, der Freistaat zahlt für die Kammerspiele. Aber Obacht: 80 Prozent der förderfähigen Kosten. Am Ende zahlt dice Stadt  grob geschätzt mindestens 20 Millionen. Markus Schwarz

Markus Schwarz

Source: https://www.donaukurier.de/archiv/kammerspiele-diskussion-kommt-erneut-in-fahrt-1389333

Posted by: yamadacouren.blogspot.com

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